Die Tail Emission von Monero

In der Welt der Kryptowährungen ist ein zentrales Ziel die Schaffung einer über die Zeit stabilen Währung. Fiatwährungen verlieren gewöhnlich 10 % ihres Wertes innerhalb von einer Dekade. Nach einem Arbeitsleben gut die Hälfte. Sparer trifft dieses Schicksal hart. Kryptowährungen lösen dieses Problem. Ihr Ziel: Die Kaufkraft von heute soll möglichst gut in die Zukunft gebracht werden. Dazu gibt es verschieden Ansätze: einige Krypto-Protokolle legen von vornherein die jemals verfügbare Menge fest – so Bitcoin – andere verbrennen in regelmäßigem Turnus – wie BNB – ihre Coins und andere reduzieren nach einer gewissen Menge die Ausschüttung auf ein kleine, lineare Größe – so Monero.

Um einen Einblick zu gewinnen: Bitcoin verfolgt einen interessanten, eher skurrilen Ansatz zur Schöpfung neuer Coins: Um die Zielmarke von 21 Mio. BTC möglichst spät zu erreichen, gibt es etwa aller 4 Jahre ein s.g. Halving Event. Hierbei wird die Belohnung für einen Block halbiert. Statt für einen heute gefundenen Block 6,25BTC zu erhalten, wird es nach der Halbierung nur noch 3,125BTC geben. Am 19. April 2024 ist es wieder so weit. Da Investitionen in Milliardenhöhe auf dem Spiel stehen, werden in der Konsequenz die Transaktionskosten steigen. Dass es auch ohne solche künstlich-abrupten Markteingriffe durch das Protokoll geht, zeigt Monero. Es verzichtet auf solche Praktiken und sorgt für einen sanften Übergang.

Die Anschlussemission von Monero

Die Coinbasis von Bitcoin ist auf die 21 Millionen Coins begrenzt. Im Jahr 2140 werden alle Coins geschürft sein. Ähnlich wie Bitcoin hat auch Monero einen Grundstock von rd. 18 Millionen Coins. Nachdem diese im Mai 2022 alle geschürft wurden, kommen nun aber weiterhin 0,6 XMR je Block hinzu. Die Entwickler nannten das die „Tail Emission“, zu Deutsch „Anschlussemission“. Da ein Block der Regel nach allen 2 Minuten entsteht, kommen jedes Jahr rund 262.800 Monero hinzu.

Hintergründe und Vorteile der Anschlussemission

Einer der Kerngedanken in der Bewältigung der Nachteile unseres heutigen Geldsystems war es, ein knappes Gut zu schaffen, welches nicht der Willkür einzelner Akteure – namentlich Banker, Zentralbanker oder Politiker – anheimfällt und durch Vervielfältigung entwertet werden kann. Daher haben viele Coins ein s.g. „Hard Cap“ wie Bitcoin. Das ist sehr radikal und vernachlässigt den bestehenden Aufwand, die Blockchain zu betreiben und zu erweitern. Wenn alle Bitcoins geschürft sind, sollte das Netzwerk weiter erhalten werden. Damit die Miner einen Anreiz haben, weiter Zahlungen zu validieren, werden sie höhere Gebühren für eine Zahlung verlangen. Stand März 2024 kostet eine Bitcoin-Transaktion bereits 7 USD, in Monero lediglich 0,03 USD. Eine Bitcoin-Transaktion ist somit 233-mal so teurer als eine mit Monero. Sie können sich hierzu die nachfolgende Grafik ansehen. Um die Dimensionen darstellen zu können, ist eine logarithmische Skala nötig.

Das Protokoll von Monero ist hier weiter: Es entlohnt Minern durch eine Basisbelohnung pro Block und entlastet so die Transaktionsgebühren. Dass dieses Konzept aufgeht, können wir bereits heute beobachten: seit Frühling 2022 sind alle der rund 18 Mio. Basis-Coins geschürft und die Transaktionsgebühr ist weiterhin stabil niedrig. Monero bietet so einen Vorteil für die heutigen Nutzer und Miner, schützt aber gleichermaßen das Ziel, Kaufkraft zu bewahren. Eine Win-win-Situation.

Ein weiterer elementarer Vorteil: Monero die in einer Wallet liegen, auf die der Eigentümer keinen Zugriff mehr hat, weil er seine Seeds und Schlüssel verloren hat, sind verloren. Für den Eigentümer, wie auch für alle anderen. Der Anteil an der Gesamtgeldmenge ist klein, aber vorhanden. Bei Bitcoin führt das langfristig zu einer hohen Deflation. Monero gleicht diesen Effekt durch die kontinuierlich lineare Geldschöpfung aus.

Inflationshemmung in Monero

Eingangs habe ich Monero als inflationshemmend bezeichnet. In den Wirtschaftswissenschaften wird die Geldmengenausdehnung sinnigerweise in Prozent ausgedrückt. Während wir im Jahr 2022 eine Inflation von rund einem Prozent hatten, liegen wir heute, im Jahr 2024, bei einer Inflation von rd. 0,87 %. Da zu dem langsam anwachsenden Betrag an Monero immer ein fester Betrag hinzukommt, wird dieser relativ betrachtet immer kleiner und die Inflationsrate wird gegen null laufen. Sie wird nie null werden, aber so klein, dass unsere Enkel nicht mehr darüber nachdenken werden. Mehr auf die unbeugsame Mathematik als auf Menschen vertrauend, ist die Inflation somit kontrolliert und festgeschrieben.

Fazit

Bitcoin stellt sich langfristig als deflationäres Gut dar. Was für das Individuum gut ist, kann für eine gesunde Wirtschaft langfristig ein Problem sein. Moneros Tail Emission gleicht diese Entwicklung aus, indem es den Minern konsensbasiert erlaubt, fortlaufend eine kleine Menge an Monero auszuschütten. Das hat zudem den Vorteil, dass die Gebühren für eine Zahlung sehr niedrig bleiben werden, während sie bei Bitcoin fortlaufend steigen müssen. Moneros Geldschöpfung ist linear und somit wird die Inflationsrate über die Jahre gegen 0 % laufen. Vorausschauend dient Monero so den gegenwärtigen wie auch den zukünftigen Nutzern durch einen besseren Mechanismus der Wertstabilität.

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